13 Tansania – Daressalam

13 Tansania – Daressalam

15.-18. Mai 2023

Daressalam. Was für eine Stadt! Seit 2005 hat sich die Einwohnerzahl von zweieinhalb Millionen auf über fünf Millionen verdoppelt. Die Lage am indischen Ozean ist traumhaft. Außer am Meer, wo eine leichte Brise weht, ist das Klima heiß und schwül. In Ruanda und Burundi war es deutlich kühler.

Mein Hotel liegt im Stadtteil Masaki. Es ist sehr nett hier bis auf den ausdrücklichen Wunsch des etwas spleenigen englisches Chefs, den Restaurantbereich permanent mit ABBAs Greatest Hits zu beschallen. Wenn die CD durch ist, geht sie von vorne los. Jeden Abend.

Masaki ist recht gepflegt, hier wohnen viele Touristen und Diplomaten. Das Slipway-Zentrum fungiert als Hotel, Co-Workingspace und Shoppingmall. Nebenan befindet sich ein kleiner Markt mit vielen kleinen Kunsthandwerk- und Textilgeschäften. Die Ausrichtung ist ebenfalls vor allem für Touristen, aber trotzdem ist es nett und die Preise sind nicht hoch. Hier habe ich erst mal meine Familie ausgestattet, so dass sie aussehen werden wie ein Haufen bunter Papageien.

Das Essen hier ist übrigens köstlich. Frische Fischgerichte afrikanisch gewürzt. So mag ich es. Dauernd ist Stau auf den Straßen. Es ist so voll, dass die Straßenverkäufer zwischen den Autos durchlaufen und Schuhe verkaufen. Es ist ja genug Zeit zum anprobieren.

Ich besuche das „Ocean Road Cancer Institute“. Das Hauptgebäude wurde vor dem ersten Weltkrieg von der deutschen Kolonialmacht erbaut. Auch im Nationalmuseum gibt es einige Überlassenschaften der Deutschen.

Ich knattere in die Innenstadt und lasse mich treiben. Hier geht es ganz schön anders zu als in Deutschland.

Szenenwechsel: Um 14:00 Uhr habe ich einen Termin mit Lilian, COO von Tumaini La Maisha (TLM), das bedeutet „There Lives Matter“. Zugrunde liegt die Initiative der Irin Doktor Trish Scanlan. Sie hat Anfang der Zweitausender Jahre in Tansania eine Krankenstation für krebskranke Kinder aufgebaut. Dank ihrer Initiative hat sich innerhalb von wenigen Jahren die Überlebensrate von onkologisch erkrankten Kindern von 10 % auf über 50 % erhöht.

TLM organisiert und zahlt die komplette Behandlung der Kinder. Nur die Kosten für das medizinische Personal werden vom Staat getragen. TLM verfügt über Bareinnahmen (Spenden) von durchschnittlich 845.000 US$ pro Jahr plus Sachspenden von ungefähr 345.000 US$. Der größte Anteil davon kommt aus Irland (ca. 60%). Zu Beginn der Initiative 2006 wurden 120 Kinder behandelt, 2022 waren es 952. Schätzungen gehen von insgesamt 4.000 Fällen pro Jahr aus. Es ist also noch Luft nach oben!

TLM ist außerdem ein onkologisches Netzwerk über das ganze Land hinweg. So werden die kleineren Krankenhäuser genau mit den Patientendaten versorgt, sodass sie Behandlungen wie Chemotherapie fortführen können.

Sie haben auch ein Haus auf dem Krankenhausgelände eingerichtet, in dem die Eltern mit ihren Kindern wohnen können, wenn sie nicht gerade in der nebenan liegenden Krankenstation behandelt werden. Lilian führt mich auf dem Gelände herum. Das Elternhaus enthält Schlafräume, die Büroräume von TLM, eine Küche, Spielzimmer, Klassenzimmer, Speicherräume, Arbeitsräume, einen Innenhof und neuerdings auch ein Gemüsebeet. Im Elternhaus treffen wir viele Familien, zumeist Frauen mit ihren Kindern. Sie kommen zum großen Teil nicht aus Daressalam, sondern aus dem Umland. Dank unserer Finanzierung des Transports dieser Familien kann unsere Stiftung einen kleinen Teil zum Gelingen dieses Projektes beitragen. Wer an weiteren Informationen über TLM interessiert ist, kann hier einen Infoflyer herunterladen.

Ich werde spontan gebeten, eine kurze Ansprache an die Eltern zu halten. Lilian übersetzt, da die meisten nur Swahili sprechen. Ich spreche davon, dass auch wir ein Kind haben, dass onkologisch erkrankt war und dass es ein unsichtbares Band gibt zwischen Eltern, die ebenfalls um das Leben ihrer Kinder gekämpft haben. Und, das ist kein Gerede, ich habe in den Augen der Eltern dieses Band gesehen, und sie haben es auch in meinen Augen gesehen.

Ich habe den anwesenden Kindern und ihrer Lehrerin dann unser erstes Geschenk überreicht, ein Würfel- und Rechenspiel. Die beiden Kinder sind sehr schüchtern, aber smart. Sie haben das Spiel gleich kapiert.

Wir wechseln das Gebäude und gehen in den Krankenhausbereich, wo die Kids direkt behandelt werden.

Dr. Jane ist die „Child Whisperer“ der Kinderonkologie. Sie ist Palliativmedizinerin und Psychologin. Sie wird gerufen, wenn ein Kind mal so gar keinen Bock mehr auf die stressige Behandlung hat. Sie ist nicht sehr groß, hat eine ganz leise Stimme und eine große Autorität. Noch eine ungewöhnliche starke Frau auf meinem Weg durch Afrika.

Auch für die akut behandelten Kinder habe ich ein Geschenk mitgebracht: das Jenga-Spiel. Ein Riesenspaß!

Zum Schluss noch ein Besuch in der Intensivstation, die zwar nicht von TLM finanziert wird, die aber auch ihre Probleme hat – trotz vergleichsweise guter Ausstattung. Zum Beispiel dieses mobile batteriebetriebene Röntgengerät: es ist ein wichtiges Werkzeug, aber leider sind die Akkus defekt. Sie werden einfach nicht aus Südafrika nachgeliefert.

Eingang zur Intensivstation
Akku defekt. X-Ray unbrauchbar.

Am nächsten Tag treffe ich endlich Dr. Trish, die Initiatorin und Chefin von TLM. Sie lebt nur für dieses Projekt; sie ist Ärztin, Koordinatorin, Sponsorensucherin, Botschafterin und noch viel mehr. TLM ist ihre Familie. Gerade erst ist sie aus Irland zurückgekehrt. Sie gibt mir weitere wichtige und interessante Informationen zu TLM. Wir essen gemeinsam zu Mittag und verabschieden uns dann. Noch eine unglaublich starke Frau.

Ich kann meinem Kuratorium berichten: auch dieses Projekt passt zu uns. Die Initiatoren sind zuverlässig und gehen zielgemäß mit unseren Geldern um. Wir sollten dabei bleiben!

Mein Besuch in Afrika neigt sich dem Ende zu. Morgen Nachmittag geht der Flug von Daressalam nach Addis Abeba und dann weiter nach Frankfurt. Ich werde mich in zwei, drei Tagen noch einmal mit einem Fazit melden.

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