Projekt 90
Innenausstattung eines Gebäudes für die Herstellung und den Verkauf von Naturkosmetik-Produkten und anderen lokal hergestellten Souvenirs
Ein Projekt zur Armutsbekämpfung und zur Beteiligung der lokalen Bevölkerung an der Tourismusentwicklung
1. Projekthintergrund – Tourismusentwicklung auf Boa Vista
Boa Vista ist die östlichste Insel der Kapverden, die ca. 400 km vor der Küste des Senegal im Atlantik liegen. Klima und Landschaft ähneln der afrikanischen Sahel-Zone, jedoch sorgt eine stetige leichte Brise für angenehme Temperaturen. Viel Sonnenschein sowie schier endlose Sandstrände und Dünenlandschaften machen Boa Vista zu einem interessanten Urlaubsziel für sonnenhungrige Europäer.
Bis vor wenigen Jahren lebten weniger als 5.000 Menschen auf Boa Vista – bis die kapverdische Regierung beschloss, den Massentourismus auszubauen. Zwar wurde bisher nur ein kleiner Teil der geplanten Bebauung umgesetzt, aber wenn die Ziele der Regierung erreicht sind, wird es auf Boa Vista mehr als 50.000 Gästebetten geben.
Da die meisten Arbeitskräfte und Konsumgüter, die in den Hotels benötigt werden – einschließlich der Lebensmittel – nicht von Boa Vista selbst stammen, profitiert die einheimische Bevölkerung jedoch kaum von der Tourismusentwicklung.
2. Das Naturkosmetikprojekt
Die Turtle Foundation, die seit 2008 an den Stränden von Boa Vista ein Schutzprogramm für Meeresschildkröten betreibt, hat sich zum Ziel gesetzt, die einheimische Bevölkerung darin zu unterstützen, ihren Lebensunterhalt auf nachhaltige und umweltverträgliche Weise zu bestreiten und der Armut zu entkommen. Insbesondere bemühen wir uns darum, gemeinsam Wege zu finden, wie die Menschen von Boa Vista an der Tourismusentwicklung teilhaben können.
Hierfür sehen wir folgendes Potenzial:
- Herstellung von Produkten, die als Reiseandenken geeignet sind und mit dem Label “hergestellt auf Boa Vista” beworben werden können
- Angebot von Ausflügen, die ganzjährig unternommen werden können und für Gäste unterschiedlicher Altersgruppen attraktiv sind
Diese beiden Ansätze sollen in einem Naturkosmetik-Projekt kombiniert werden, welches als Kombination aus Ausflugsziel, Produktions- und Verkaufsstätte gedacht ist. Es soll ein Zentrum entstehen, in dem nach und nach folgende Bereiche angesiedelt werden:
- Ein botanischer Garten für endemische Pflanzen von Boa Vista mit angegliederter Aloe Vera-Plantage
- Eine traditionelle Saline zur Salzproduktion
- Ein Esel-Gehege, in dem Esel unter artgerechten Bedingungen für die Milchgewinnung gehalten werden
Esel auf Boa Vista: einst wichtiges Nutztier – heute eine Gefahr im Straßenverkehr
In den Dörfern von Boa Vista gibt es nur wenig Möglichkeiten zur Erwerbstätigkeit. Arbeitslosigkeit, Perspektivmangel und Alkoholismus sind die Folgen. Viele Menschen leben von Zuwendungen, die ausgewanderte Familienmitglieder nach Hause schicken.
Das Projekt wurde 2018 von der Turtle Foundation und ihrer lokalen Schwesterorganisation Fundação Tartaruga begonnen und ist Bestandteil des Programms für lokale Entwicklungs-zusammenarbeit dieser Organisationen. Unter der Leitung einer Fachkraft für Nachhaltige Entwicklung, Carla Corsino, wurde in der Ortschaft João Galego eine Frauengruppe gegründet, die sich den Namen TAMBRA gab, der einheimischen Bezeichnung für Dattelpalme. TAMBRA hat unterdessen 13 Mitglieder.
Im Verlauf des Jahres 2018 wurden die Frauen in mehreren Workshops in der Herstellung von Bioseife ausgebildet, und in diesem Jahr konnte mit der Vermarktung der Seife begonnen werden, die bislang überwiegend in örtlichen Hotels und Souvenirgeschäften angeboten wird. Mit dem Weihnachtsgeschäft 2019 konnte die Gruppe zum Beispiel einen Gewinn von rund 3.000 € erzielen; je nach Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden in der Produktion erhielten die Frauen zwischen 150 € und 250 €, was in etwa dem Monatslohn einer vollzeitbeschäftigten Reinigungskraft in einem Hotel entspricht.
Produktfoto TAMBRA-Eselsmilchseife und Datteln
Die Gemeindeverwaltung von Bao Vista hat kürzlich angeboten, TAMBRA ein leerstehendes Gebäude in der Ortschaft João Galego zur Verfügung zu stellen. Das Gebäude wurde vor einigen Jahren aus Mitteln des Landwirtschaftsministeriums als Besucherzentrum errichtet, aber nie fertiggestellt. Die Lage des Gebäudes ist insofern günstig, weil es an einer Durchfahrtsstraße liegt, welche von Touristengruppen auf Inselrundfahrten genutzt wird.
Geplant ist, im Erdgeschoss die Seifenmanufaktur unterzubringen und im Obergeschoss einen Verkaufsraum mit Getränke- und Snackverkauf einzurichten. Neben den Produkten, die von TAMBRA selbst hergestellt werden, können weitere lokal hergestellte Produkte in Kommission zum Verkauf angeboten werden.
Das zukünftige TAMBRA Center in João Galego
Die Absprache lautet, dass die Gemeindeverwaltung der Turtle Foundation das Gebäude für 6 Jahre kostenlos verpachtet und die Turtle Foundation im Gegenzug die Fertigstellung und Einrichtung des Gebäudes finanziert sowie die Betriebskosten übernimmt.
Die Bauarbeiten zur Fertigstellung des Gebäudes werden im Frühjahr 2020 in Angriff genommen, sodass wir mit der Eröffnung und Inbetriebnahme des Gebäudes rechnen im Sommer 2020 rechnen. Auf dem Brachland hinter dem Gebäude wurde bereits ein Gehege mit Stallung für die Esel eingerichtet, die die Milch für die Seife liefern.
Die TAMBRA-Frauen