10 Ruanda Teil 2

10 Ruanda Teil 2

9. Mai 2023

2. Seminartag „Learning Journey“. Zunächst fahren zur Carnegie Mellon University, einer Ablegerin der gleichnamigen Privatuniversität aus Pittsburgh, Pennsylvania. Sie bietet sechs verschiedene Masterstudiengänge an von IT bis zu Entrepreneurship. Kosten 60.000 USD pro Jahr. Na, das macht der durchschnittliche Ruander doch mit links. Diese Uni ist aber auch nicht für den Durchschnitt. Kluge Menschen netter Vortrag. Aber etwas abgehoben…

Dann zum RDB Rwanda Development Board, einem Mittelding zwischen Behörde und Handelskammer: Hier ist man stolz darauf, viele Firmengründungen als „One-Stop-Center“, also mit einmaligem Vorsprechen, beantragen zu können. Ab einer bestimmten Größe bekommt man ordentliche Erleichterungen, zum Beispiel durch Steuerreduktion. Der Vergleich zu Singapur liegt auf der Hand. Schöne Aussicht über Kigali. Wie grün die Stadt ist!

Nachmittags dann zur der auch aus dem deutschen Fernsehen bekannten Firma Zipline. Eine amerikanische Firma hat hier wegen der niedrigen Bürokratie ein Drohnensystem entwickelt, mit dem verschiedene Medizin-Produkte bis hin zu Blutkonserven via Drohne im ganzen Land verteilt werden. Als wir ankamen, war hier Hochbetrieb. Alle paar Minuten startete oder landete eine Maschine.

Rückfahrt und sehr leckeres Abendessen mit intensiven Diskussionen über die Notwendigkeit von Bildung und Demokratie. Ein Sprecher aus Ruanda meinte „Erst Bildung, dann Demokratie“. Und da ist es wieder: wir als gute Europäer können das nicht akzeptieren, aber dürfen wir das den Afrikanern vorschreiben? Was meint Ihr?

10. Mai 2023

Kleine Frage zwischendurch: Darf aus ethischer Sicht eine europäische Firma in Afrika Geld verdienen?

Meine Meinung: Ja, wenn es eine echte Win-Win-Situation ist, also wenn beide davon etwas haben, ohne dass es Dritten in unfairer Weise schadet.

Morgens haben wir die Firma Bio Massters besucht. Sie produziert transportable Kochherde, die mit Pellets betrieben werden. Teil des Geschäftsmodells ist deshalb auch die Produktion und der Vertrieb von Holzpellets. Zielgruppe sind einfache und ärmere Menschen aus eher ländlichen Gegenden. CEO Claudia Münch, ursprünglich aus Deutschland stammend, warb für ihr Unternehmen. Es unterstützt die Sustainable Goals 1, 3, 5, 7, 13, 15. Aber auch „Financial Sustainability“ ist der CEO wichtig!

Ergebnis: Branche im Prinzip gut aber Konkurrenz durch Kohleherde. Finanzierung ab 10.000 USD möglich. Könnte für CVG oder BCS interessant sein!

Weiter geht’s: Norrskin ist ein modernes offenes Bürozentrum. Sie bezeichnen sich selbst „Home for Start-Ups“. Norrskin ist schwedisch, sie sind ein Nebenprodukt des Finanzdienstleisters Klarna. Architektur und Einrichtung des Gebäudes sind auf allerneuestem Stand – auch ökologisch. Aber seht selbst:

Innerhalb der Räumlichkeiten von Norrskin stellte sich die Firma Pindo vor. Sie bietet eine SMS basierte Kommunikationsplattform an. Wichtiger Teil ist die Übertragung von Sprache zu Text und umgekehrt. Zielgruppe sind ärmere Menschen und Analphabeten.

Ergebnis: Branche interessant, aber ist SMS als Basis zukunftssicher? Finanzierung über afrikanische Venture Capital Firma. Also nichts für uns zum investieren.

Munyax eco Solar Energy

Francine Munyaneza, in Belgien geborene Afrikanerin, hat im Jahr 2013 ein Solarunternehmen gegründet. Es beschäftigt 30 Mitarbeiter und hat inzwischen einen Umsatz von 2,7 Millionen US-Dollar. Der Gewinn ist im Moment negativ. Sie hoffen aber, im nächsten Jahr wieder Gewinne zu schreiben. Geschäftsmodell ist die Planung und Realisierung verschiedener solarbasierter Anlagen wie Mini-Grids, Kühlschränke, Akku-Systeme und ähnlicher Infrastruktur. Sie haben sogar in Burundi ein kleines hybrides Solar- und Wasserkraftwerk (40 kWp) gebaut. Na das wäre doch etwas für Kivoga!

Sustainable Goals 1, 4, 5, 7, 8, 11, 13, 17

Ergebnis: Branche sehr interessant, Finanzierung muss mit Francine besprochen werden. Finde ich gut für CVG oder BCS

Nach dem Mittagessen fahren wir aufs Land zu einem Agrarproduktions-Betrieb. Hier sieht es schon wieder mehr nach Afrika aus als in Kigali. Mehrere Fabriken produzieren unterschiedliche Produkte, von Saft über Chili-Öl bis zum Wein.

11. Mai 2023

Letzter Tag unserer gemeinsamen „Learning Journey“.

Heute liegt der Schwerpunkt auf klassischer Produktion. Dazu besuchen wir zwei Betriebe. Zunächst schauen wir uns an, wie bei Tea Mountain in einem mittelständigen Betrieb Tee produziert wird. Trotz der Maschinen muss doch einiges noch mit der Hand erledigt werden.

Die zweite Station ist die Textilfabrik Pink Mango. Sie ist ein Joint Venture zwischen einer Ruanderin und der Firma C&D. Sie produzieren mit 4.000 Arbeitern günstige Kleider. Diese werden nach Europa und USA exportiert. Aus welchem Land die Firma stammt, wird schon von weitem signalisiert.

Ausgegliedert aus diesem Joint Venture ist die Firma Asantii. Sie fertigt eine schicke Kollektion für Frauen an. Die Künstler, die diese Kleider designt haben, kommen alle  aus Afrika.

Nach einem interessanten Vortrag zum Mittagessen fahren wir zum Covid-Test. Die Gorillas dürfen sich auf keinen Fall anstecken. Noch ein Memorial zum Abschied: diesmal vor allem zu Ehren des Präsidenten, Paul Kagame, und seiner Befreiungsarmee.

Kurzes Fazit. Karin und Hans haben gute Arbeit geleistet: wir haben wirklich viel gelernt. Sie haben verschiedene Schwerpunkte gesetzt, alle waren sie hochinteressant. Die Schlagworte Entrepreneurship, Fairness, Innovation, Nachhaltigkeit wurden unterschiedlich gewichtet, und das war gut so. Die Gruppe war, was ihren Background betrifft, breit gestreut, aber durchaus homogen zusammengesetzt: sogar der pensionierte Vorstand eines Kreditversicherers war dabei. Und ein ehemaliger Europaparlament-Abgeordneter der SPÖ. Und und und. Die Mehrheit der Österreicher hat die deutsche Minderheit halbwegs fair behandelt. Kurz: es ging sich gut aus. Vielen Dank Euch allen!

Es war definitiv kein Urlaub! Ich hatte nicht einmal Zeit, ein bisschen über den Markt zu bummeln. Aber den Ferienteil muss man dann eben vor- oder nachher selbst organisieren. Zum Beispiel durch einen Besuch im Nationalpark, von dem ich in den nächsten Tagen berichten werden.

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