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Newsletter Dezember 2021

Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Förderer der Becker/Cordes Stiftung!

Wir freuen uns sehr, Ihnen zum Jahresende hoffnungsvolle Nachrichten aus unseren Projekten in Afrika und Indien überbringen zu können. Trotz schwieriger Bedingungen haben die Einsatzkräfte vor Ort wie auch die Unterstützer und Unterstützerinnen in aller Welt Mittel und Wege gefunden, sich den widrigen Umständen entgegenzustellen und ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.



BURUNDI

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Auch im zweiten Pandemie-Jahr nimmt Burundi eine bemerkenswerte Position in der internationalen Statistik ein: mit 1.438 verabreichten Impfdosen bei einer Bevölkerung von beinahe 12 Millionen Menschen hat das Land die weltweit niedrigste Impfquote gegen COVID19. Fast scheint es, als sei die Pandemie in Burundi noch gar nicht angekommen. Oder ist die Gesamtlast der Probleme des Landes, welches zu den fünf Schlusslichtern auf dem „Index der menschlichen Entwicklung“ der Vereinten Nationen zählt, so erdrückend, dass die Pandemie nicht ins Gewicht fällt?

Die Leitung der Berufsschule für Mädchen und junge Frauen in der Ortschaft Kivoga, die wir über unseren Partner „Project Human Aid“ (www.project-human-aid.de) unterstützen, befürchtete finanzielle Schwierigkeiten aufgrund der Pandemie und wirtschaftete vorsorglich besonders sparsam. So konnten eingesparte Fördermittel der Becker/Cordes-Stiftung kürzlich für den Bau neuer sanitärer Anlagen für die Berufsschule verwendet werden (Foto oben).

Die 15-monatige Ausbildung in der Internatsschule beinhaltet eine 3-monatige Praktikumsphase. Neben dem hauswirtschaftlichen Schwerpunkt werden auch Basiskenntnisse der Betriebswirtschaft vermittelt, die insbesondere für die Absolventinnen hilfreich sind, die eine Selbstständigkeit im Hotel- und Restaurantwesen anstreben.

Während die 22 Schülerinnen des Jahr-gangs 2020/21 derzeit noch in der Praktikumsphase sind, konnten im Jahrgang 2021/22 bereits wieder 24 neue Schülerinnen aufgenommen werden. Insgesamt haben seit Inbetriebnahme der Schule im Jahr 2009 183 junge Frauen hier ihren Abschluss gemacht.



KAMERUN

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Seit vielen Jahren fördern wir mit einer kleineren Summe von etwa 2.500 € pro Jahr eine inklusive Gesamtschule mit Internat im Nordwesten von Kamerun, die vom katholischen Orden der Missionarinnen vom Heiligen Rosenkranz betrieben wird. Die Schule hat zur Zeit 541 Schülerinnen und Schüler, von denen 294 im Internat wohnen. Hierzu gehören auch 80 hör- und sehbehinderte Kinder.

Seit in den Jahren 2014/15 die Terrormiliz Boku Haram aus dem benachbarten Nigeria auch nach Kamerun vorgedrungen ist, ist diese Schule in ständiger Gefahr. Es ist bekannt, dass Boku Haram es besonders auf Schülerinnen und ihre Lehrerinnen abgesehen hat und diese zwecks Lösegelderpressung oder Zwangsrekrutierung entführt.

Während die Schulleitung in früheren Jahren eher um Unterstützung für Einrichtungsgegenstände und Unterrichtsmaterialien bat, stehen dementsprechend in den letzten Jahren Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Vordergrund. So wurden in diesem Jahr zusätzliche Internatsplätze für Mädchen eingerichtet, um ihnen den gefährlichen Schulweg zu ersparen. Im kommenden Jahr unterstützen wir die Schule bei der Anschaffung und Installation von Überwachungskameras auf dem Schulgelände.



TANSANIA

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Die Hilfsorganisation TLM (https://www.wearetlm.org/), die am Muhimbili National Hospital in Dar es Salaam eine Kinderkrebsstation betreibt, konnte in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum feiern.

In diesem Zeitraum hat TLM großartiges erreicht: die Zahl der Klinikplätze wuchs von 17 auf 65, und die Überlebensrate der kleinen Patienten und Patientinnen konnte erheblich gesteigert werden. Während zu Anfang nur 15% der Kinder das erste Behandlungsjahr nach Erstellung der Diagnose überlebten, ist dieser Prozentsatz unterdessen auf über 50 gestiegen. Weiterhin konnte ein landesweites Netzwerk von Diagnose- und Behandlungsstationen aufgebaut werden, das unterdessen 9 Stationen umfasst. Diese Dezentralisierung ist wichtig, um möglichst viele der jährlich etwa 4.000 neuen Krebserkrankungen von Kindern frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Für die Behandlung in der Kinderkrebsstation in Dar es Salaam müssen jedoch nach wie vor weite Anreisen und lange Behandlungszeiten in kauf genommen werden. Wir freuen uns, hier mit der Übernahme von Reisekosten für 20 Familien pro Jahr einen kleinen Beitrag leisten zu können.

Für die kommenden 10 Jahre hat TLM sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Netzwerkstationen auf 30 zu erhöhen und die Überlebensrate der Kinder auf über 70% zu steigern.

Wir gratulieren der Gründerin von TLM, der irischen Onkologin Trish Scanlan, und ihrem Team von Herzen und wünschen TLM weiterhin viel Erfolg bei der Erreichung dieser wichtigen Ziele!



KENIA

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Bereits im ersten Corona-Jahr hatte unser Projekt zur Förderung eines Jugendzentrums in der Ortschaft Nanyuki, das von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (https://www.dsw.org/) durchgeführt wird, mit erheblichen pandemiebedingten Schwierigkeiten zu kämpfen. Viele Veranstaltungen und Programme im „Laikipia Youth Empowerment Centre (YEC)“ konnten aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht wie geplant stattfinden. Vor allem aber wurde die vom örtlichen Gesundheitsamt finanzierte Krankenschwester dauerhaft zur Betreuung von Covid-Patienten abgezogen. Die DSW beschloss daher, das Projekt in Nanyuki zu beenden. Das erfolgreiche Konzept der „peer-to-peer education“ bei der junge Menschen von Gleichaltrigen über sensible Themen wie Familienplanung, HIV und reproduktive Gesundheit informiert werden, wird jedoch in anderen DSW-Projekten fortgeführt.

Da diese wesentlichen größeren Projekte durch öffentliche Gelder finanziert werden, ergibt sich hier für unsere Stiftung vorerst kein Förderansatz.



INDIEN

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Von unserem Projektpartner, der Organisation WOTR (https://wotr.org/) erreichte uns im September die traurige Nachricht vom Tod ihres Mitbegründers, des Schweizer Jesuiten Hermann Bacher. Crispino Lobo, der heutige geschäftsführende Direktor von WOTR, der die Organisation 1993 gemeinsam mit Hermann Bacher gründete, schreibt in seinem Nachruf:

1924 in dem pittoresken Schweizer Alpendorf Münster geboren, kam Pater Bacher 1948 mit 24 Jahren nach Indien. Er sollte seine nächsten 60 Lebensjahre hier, überwiegend in Maharashtra, verbringen. Betroffen von der Armut, die er im ländlichen Maharashtra, und hier besonders im dürregeplagten Distrikt Ahmednagar erlebte, widmete er sich fortan der Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen, der Landlosen und der Frauen in ländlichen Regionen.

Hermann Bacher war nicht nur ein Pionier der modernen Entwicklungszusammenarbeit mit Indien, sondern als „Vater der partizipativen Entwicklung von Wassereinzugsgebieten in Indien“ bekannt. Er starb im Alter von 97 Jahren in einem Pflegeheim in der Schweiz, wo er seit 2009 gelebt hatte.

Unser größtes Langzeitprojekt, das in Kooperation mit dem Rotary-Club Lippetal unter dem Motto „A Chance for Girls“ einen Beitrag zur Gleichstellung von Mädchen und Frauen in Maharashtra leistet, stand aufgrund der verheerenden Corona-Welle in Indien vor besonderen Herausforderungen:

Die Bereitschaft zur Teilnahme an Aktivitäten sank aus Sorge vor Ansteckung, und zugleich war die Umstellung auf online-Meetings aufgrund technischer Limitierungen bislang wenig erfolgreich.

Doch weitaus schlimmer war, dass viele Familien ihre “Hauptverdiener” durch COVID-Erkrankungen verloren. Mit einem Soforthilfeprogramm konnten wir acht besonders betroffene Familien in unseren Projektdörfern im Distrikt Aurangabad unterstützen.
Gleichzeitig wurde die Ausbildung der Gesundheitshelferinnen, die ein wichtiges Element in unserem Projekt darstellt, um corona-spezifische Komponenten wie Hygienemaßnahmen und die Verwendung von Masken und Puls-Oximetern erweitert. Eine der diesjährigen Absolventinnen war Asha Vitthal Virgat (Bild oben). Die Ausbildung hat ihr Mut im Kampf gegen die Pandemie gemacht. Ihr Name Asha bedeutet „Hoffnung“ und soll uns als Symbol und Ansporn für das kommende Jahr gelten! Auch Euch/Ihnen allen wünschen wir Hoffnung und vor allem gute Gesundheit!

Und wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für Eure/Ihre Unterstützung bedanken, die es uns wiederum ermöglichte, unserer Projekte mit rund 77.000 € zu fördern. Auch in diesem Jahr konnten wir uns wieder auf die gute Kooperation mit unseren Projektträgern verlassen, die uns die Gewissheit gibt, dass unsere vergleichsweise kleinen Finanzmittel ohne Verwaltungsaufwand unmittelbar den Menschen zugute kommen, die unsere Hilfe wirklich benötigen.

Weitere Informationen über die Arbeit unserer Stiftung sowie die Möglichkeiten, diese zu fördern, sind auf unserer Webseite www.becker-cordes-stiftung.org zu finden.

Mit herzlichen Grüßen,



Hiltrud und Tillmann Cordes
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