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Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Förderer der Becker/Cordes Stiftung!
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Monaco und Burundi – diese beiden Länder stehen an den extremen Enden der weltweiten Wohlstandsstatistik. Monaco liegt mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 115.200 USD pro Kopf und Jahr an der Spitze, während Burundi mit 264 USD das Schlusslicht bildet. Doch in der Statistik der nachgewiesenen Corona-Infektionen stehen die beiden Länder aktuell dicht beieinander: während Burundi 773 Infektionen gemeldet hat, wurden im Fürstentum Monaco 776 Infektionen nachgewiesen. Zwei extrem unterschiedliche Länder, in der Corona-Statistik vereint – macht Corona uns alle gleich?
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Sicher nicht! Ähnlich wie wir im Laufe dieses Jahres alle Ausprägungen des menschlichen Charakters auf der Skala zwischen Hilfsbereitschaft und Egoismus zu sehen bekamen, hat die Pandemie weltweit sehr unterschiedliche Auswirkungen. Viele dieser Aspekte spiegeln sich auch in unseren Projekten, von denen wir heute berichten möchten, wider.
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Burundi
Die Berufsschule für Mädchen und junge Frauen in der Ortschaft Kivoga, die wir über unseren Partner „Project Human Aid“ (www.project-human-aid.de) unterstützen, konnte im September wie gewohnt mit dem neuen Ausbildungsjahr beginnen. Wir beteiligen uns an den Unterbringungs- und Verpflegungskosten der Internatsschülerinnen, die hier eine hauswirtschaftliche Ausbildung absolvieren (Foto oben). Trotz der desolaten Wirtschaftslage gibt es in Burundi ein funktionierendes Hotel- und Restaurantwesen, so dass in diesem Sektor Berufschancen für die Schülerinnen bestehen.
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Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern auch, trägt das niedrige Durchschnittsalter der Bevölkerung von Burundi wohl dazu bei, dass die Pandemie keine Gesundheitskrise mit sich bringt. Thomas Fischer, der Vorsitzende von „Project Human Aid“, schrieb uns zu Beginn des neuen Schuljahres: „In Burundi geht derweil alles mehr oder weniger seinen gewohnten Gang; vermutlich weiß kein Mensch, wie sich das Virus dort inzwischen verbreitet hat“.
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Trotzdem bereitet die Pandemie der Berufsschule Probleme: Die Schule ist auf die finanzielle Unterstützung von Partnerschulen in Deutschland angewiesen, und diese konnten ihre traditionellen Benefiz-Aktionen nur sehr eingeschränkt durchführen. Wir haben deshalb in diesem Jahr auch anteilige Gehaltskosten des Schulpersonals übernommen.
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Kenia
Stärker beeinträchtigt ist unser Projekt zur Förderung eines Jugendzentrums in der Ortschaft Nanyuki, das von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (https://www.dsw.org/) durchgeführt wird. Die DSW hat ein Konzept entwickelt, bei dem junge Menschen zu sogenannten „peer educators“ ausgebildet werden, um Gleichaltrige über Themen wie Familienplanung, HIV und reproduktive Gesundheit zu informieren. Lucy Arunga (Foto unten) ist eine von ihnen und fasst ihre Mission wie folgt zusammen:
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„Familienplanung ist so wichtig, weil ich dadurch entscheiden kann, wann ich Kinder bekomme und wie viele. Wenn du deine Kinder selbst planen kannst, kannst du auch besser für ihre Bedürfnisse sorgen und sie in ihrer Zukunftsplanung unterstützen.“
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Durch die Corona-Beschränkungen konnten viele Veranstaltungen und Programme im „Laikipia Youth Empowerment Centre (YEC)“ nicht wie geplant stattfinden, und die im Jugendzentrum beschäftigte Krankenschwester wurde zur Betreuung von Covid-Patienten abgezogen. Das Beratungsangebot wurde aber trotzdem individuell und in Gruppen-Chats per WhatsApp weitergeführt.
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Seit Eröffnung des YEC im April 2019 haben die Berater*innen übrigens 57.773 Kondome für Männer und 65 Kondome für Frauen zur Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften verteilt. Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der DSW, wies kürzlich darauf hin, dass bereits vor Ausbruch der Pandemie beinahe die Hälfte der Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 Jahren in Afrika südlich der Sahara keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln hatten. Die vielfältigen Auswirkungen von Corona – von Schulschließungen bis zu Versorgungsengpässen aufgrund von Logistikproblemen – könnten zur Verschlechterung dieser Lage beitragen.
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Tansania
Auch bei der Kinderkrebsorganisation TLM (https://www.wearetlm.org/) traten schon kurz nach Ausbruch der Pandemie erste Probleme auf: bereits im April erreichte uns eine Bitte um zusätzliche Unterstützung, da Verzögerungen beim Nachschub von Medikamenten zur Chemotherapie aus Indien aufgrund des dortigen Lockdowns zu unerwarteten Preissteigerungen geführt hatten. Neben dieser Sonderhilfe konnten wir wiederum 20 Familien von an Krebs erkrankten Kindern mit der Übernahme von Reisekosten unterstützen.
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Die irische Onkologin Trish Scanlan, Gründerin von TLM, berichtet von einem wichtigen Ziel ihres neu erstellten 5-Jahres-Planes: „Eine Schlüsselrolle spielt die landesweite Vernetzung von Einrichtungen zur Diagnose und Behandlung von an Krebs erkrankten Kindern, mit dem Ziel, dass die Anfahrt zum nächsten Behandlungszentrum für kein Kind länger als 4 Stunden dauern soll.“ Aktuell können erst etwa 20% der neuen Fälle von Krebserkrankungen von Kindern (2019: 726 Fälle) „aufgespürt“ werden. Zwar ist die Therapie selbst kostenfrei, aber da die Behandlung sich über viele Monate hinzieht, sind die damit verbundenen Reisekosten und Verdienstausfälle der Eltern so hoch, dass dies zum Abbruch der lebensrettenden Behandlung führen kann.
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Auch wenn die Anzahl der Kinder, deren Leben von TLM gerettet werden kann, klein erscheinen mag, so steht doch jedes einzelne Kind für ein Schicksal und eine Hoffnung: die Überlebensrate der Kinder, die durch TLM eine Behandlung erhielten, ist seit Bestehen der Organisation von etwa 5% auf 65% gestiegen. In Deutschland überleben 85% der Kinder mit entsprechender Diagnose.
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Kapverdische Inseln
Auf der Insel Boa Vista haben wir die Frauengruppe TAMBRA unterstützt, die im letzten Jahr begonnen hatte, Naturkosmetik und Bioseife herzustellen. Wir haben der Gruppe die Ausstattung einer Produktions- und Verkaufsstätte finanziert, die zu einer Anlaufstelle für Touristen werden sollte, die auf der beliebten Ferieninsel an Rund-fahrten teilnehmen. Doch seit ein britischer Tourist Anfang April das Corona-Virus nach Boa Vista importierte und der Tourismus schlagartig zum völligen Stillstand kam, liegt dieser Plan auf Eis. Mit Hilfe von Spendengeldern konnten die TAMBRA-Frauen aber weiterhin Seife herstellen und zudem Masken nähen, die kostenlos an die Bevölkerung verteilt wurden.
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Das Projekt konnte auch unterdessen fertiggestellt werden, so dass die Frauen nun auf bessere Zeiten und geimpfte Gäste auf Europa hoffen.
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Indien
Lockdown, wirtschaftlicher Druck, überfüllte Krematorien – Indien ist nach den USA das am stärksten von der Pandemie betroffene Land. Auch aus unserem Projekt „A Chance for Girls“ erreichte uns schon im April ein Hilferuf, der für die Situation in vielen Ländern des globalen Südens typisch ist: der Lockdown, der am 22. März in Kraft trat, entzog Familien, deren erwerbstätige Mitglieder als Tagelöhner arbeiten, von einem Tag auf den nächsten die Existenzgrundlage. In Ermangelung von Ersparnissen begannen diese Familien bereits wenige Tage später, Hunger zu leiden.
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In den 12 Dörfern unseres Projektes im Distrikt Aurangabad, Bundesstaat Maharashtra, betraf dies 111 Familien, welche mit einem Hilfspaket im Wert von ca. 13,50 € vorübergehend unterstützt wurden (siehe Foto nächste Seite), bis weiterführende Hilfsmaßnahmen greifen konnten. Dass diese Familien rasch identifiziert werden konnten, ist der engen Verbindung mit der Bevölkerung zu verdanken, auf der die Arbeit unserer langjährigen Partner bei der Organisation WOTR (https://wotr.org/) basiert.
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In Zusammenarbeit mit dem Rotary Club Lippetal wollen wir „A Chance for Girls“ auch in den kommenden Jahren weiterführen, damit weitere Dörfer in der Region von den vielfältigen Maßnahmen profitieren können.
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Und wie geht es mit Corona in Indien weiter? Der Mitbegründer von WOTR, Crispino Lobo, schrieb uns kürzlich in einem Weihnachtsgruß: „Over here, we have no idea of what is happening, but life goes on.“
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In diesem Sinne möchten wir Euch/Ihnen für das kommende Jahr viel Glück und vor allem gute Gesundheit wünschen und uns ganz herzlich für die Unterstützung unserer Stiftung bedanken.
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Dank Eurer/Ihrer Hilfe konnten wir wiederum insgesamt fast 70.000 € für die Finanzierung unserer Projekte bereitstellen und zudem in diesem schwierigen Jahr in einigen Fällen spontan und unbürokratisch einspringen, um Engpässe in der Versorgung zu überbrücken. Natürlich sind dies nur winzige Beiträge angesichts der globalen Belastungen, aber durch die direkte Kommunikation mit unseren Projektträgern können wir gewährleisten, dass die Hilfe schnell und zielgenau dort ankommt, wo sie benötigt wird.
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Weitere Informationen über die Arbeit unserer Stiftung sowie die Möglichkeiten, diese zu fördern, sind auf unserer Webseite www.becker-cordes-stiftung.org zu finden.
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Hiltrud und Tillmann Cordes
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Bildnachweise: Burundi - Project Human Aid / Kenia – DSW / Kapverden – Turtle Foundation / Indien – WOTR
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